„Landratsamt in Rastatt befürchtet ‚Alters-Tsunami‘”, so titelten die Badischen Neuesten Nachrichten im letzten Jahr. Annähernd 50% der Beschäftigten sind in der Kreisverwaltung 50 Jahre alt. Derartige Zahlen finden sich in vielen Kommunen. 44% der Mitarbeitenden in den Kommunalverwaltungen Baden-Württembergs gehören nach Angaben des statistischen Landesamtes der Beschäftigten in der Altersgruppe der 50-Jährigen und Älteren an.
Schon seit Jahren spüren Kommunalverwaltungen den demographischen Wandel. Fachkräftemangel ist mittlerweile Alltag. Darunter leiden Mitarbeitende sowie Bürgerinnen und Bürger gleichermaßen. Die Ämter sind überlastet. Die Antragsbearbeitung dauert länger. Archive oder Bäder verkürzen ihre Öffnungszeiten. Schon heute lassen sich die Personallücken in Gemeindeverwaltungen kaum noch schließen. Es ist also höchste Zeit, neue Mitarbeiter zu gewinnen, etwa aus der Generation Z. Doch wie begeistern Sie die Generation Z für Ihre öffentliche Verwaltung?
Arbeitgeberimage deutlich verbessern
Im zunehmenden Wettstreit um Nachwuchstalente der Generation Z (Teenager und junge Erwachsene, die zwischen etwa 1995 und 2012 geboren worden sind) müssen die kommunalen Arbeitgeber mehr für ihr Arbeitgeberimage tun. Welche Arbeitgebermarke soll zukünftig nach innen und außen transportiert werden?
Durch den demographischen Wandel und die Digitalisierung werden vermehrt Fachkräfte (Sozialpädagoginnen, Ingenieure, Erzieherinnen, Bademeister, usw.) in den öffentlichen Verwaltungen gesucht. Eine attraktive Arbeitgebermarke fällt aber nicht vom Himmel. Sie muss perspektivisch aufgebaut werden.
Es reicht eben nicht nur mit sicherem Arbeitsplatz, Jobticket, mobiles Arbeiten oder Gesundheitsmanagement zu werben. Das bieten andere Verwaltungen oder Unternehmen auch. Es bedarf einer einzigartigen Arbeitgebermarke Kommunalverwaltung. Was zeichnet Stadtverwaltung X aus? Wofür steht Kreisverwaltung Y?
Lesetipp
Personalentwicklungskonzept
Die Kommunalverwaltung steht somit erheblich unter Druck sich zum interessanten Arbeitgeber für Fachkräfte und Führungskräftenachwuchs zu entwickeln. Gerade die Generation Z fremdelt mit kulturellen Mustern und hierarchischen Arbeitsabläufen des öffentlichen Dienstes.
Sinnvoll und wichtig ist aber ein strategisches Personalentwicklungskonzept, dass die Prioritäten der heutigen Generationen Y und Z aufgreift. Aber: Häufig finden sich in Stadt- oder Kreisverwaltungen keine Personalentwicklungskonzepte. Alternativ sind sie veraltet.
Mit einer Personalstrukturanalyse als gewinnbringendem Personalinstrument könnte jede Kommune starten. Dann wird sofort ersichtlich, welches Personal quantitativ und qualitativ in den nächsten Jahren in der Gemeindeverwaltung benötigt wird. Daran schließt sich eine Personalgewinnungsstrategie.
Black Box Generation Z?
Die Arbeitgebermarke Kommunalverwaltung muss für die junge Generation Z attraktiv gemacht werden. Doch wie ticken die jungen Nachwuchstalente der Generation Z? Ein kurzer Überblick:
- Die Nachwuchsgeneration Z umfasst alle ab 1995 Geborenen.
- Als digital Natives sind Sie mit Google groß geworden. „Für was braucht man einen Festnetzanschluss?“
- 24 Stunden online ist so natürlich wie Atmen.
- Den jungen Menschen ist die Lage auf dem Arbeitsmarkt sehr wohl bewusst (sinkende Geburtsjahrgänge).
- Dementsprechend gibt es ein entsprechendes Selbstbewusstsein.
- Neben einer ausgeprägten Technologieaffinität steht der Gedanke konsequenter Vernetzung.
- Laut Nachwuchsbarometer Öffentlicher Dienst 2019 bevorzugen junge Nachwuchskräfte: flexible Arbeitszeitgestaltung, mobiles Arbeiten, eigenständige Arbeitsorganisation, moderne IT-Ausstattung sowie individuelle Weiterbildungsmaßnahmen.
- Sie verlangen nach einem regelmäßigem Feedback auf Augenhöhe.
- Die jungen Menschen wünschen sich klare Arbeitsstrukturen. Eine Arbeitszeit von 08.00 bis 17.00 Uhr liegt im Trend.
Die junge Generation für die öffentliche Verwaltung zu begeistern, ist trotz klarer Arbeitsstrukturen im öffentlichen Dienst nicht einfach.
11 Ideen für eine neue Art der Mitarbeitergewinnung
- Wie viele junge Menschen der Generation Z haben einen Überblick über die Vielzahl von Ausbildungsmöglichkeiten und attraktiven Arbeitsmöglichkeiten einer öffentlichen Verwaltung? Sorgen Sie mit einer offensiven Kommunikationsstrategie dafür, dass Sie mit Ihrem vielfältigen Aufgabenspektrum und guten Karrierechancen im Kopf potentieller Bewerber
- Junge Menschen der Generation Z erwarten eine zukunftsorientierte Ausbildung. Ein Blick in die Verordnung zur Ausbildung von Verwaltungsfachangestellten aus dem Jahr 1999 zeigt die ganze Misere überholter Vorschriften. Ziel: Überarbeiten Sie Ihre Ausbildungsinhalte und Stellenbezeichnungen.
- Um an die begehrte Generation Z zu kommen, bedarf es gesteigerter Werbeanstrengungen (nicht nur Messeauftritte oder Schülerzeitungen). Hinterfragen Sie Ihre eigenen Rekrutierungsmuster. Anforderungsprofile sollten Sie kritisch reflektieren. Ihr schlimmster Feind ist vielleicht nicht die Konkurrenz, sondern Ihr Webauftritt. Wer den Fachkräftemangel in Kommunalverwaltungen bekämpfen will, braucht eine ausgefeilte Strategie. Dazu gehört, dass Personalfindung durch zielgruppengerechte Recruiting-Programme flankiert wird. Technikerinnen muss man anders ansprechen als Pflegerinnen oder Verkehrswegeplaner.
- Ihre Personalstrategie sollte auch die digitalen Kanäle im Blick haben. Dazu gehört eine zeitgemäße Homepage mit der überzeugenden Kommunikation der Vorteile als Arbeitgeber (Beispiel Freiburg). Die Karriereseite sollte gut auffindbar sein. Integrieren Sie zudem die Jobbörse Interamt in den Internetauftritt. Die Generation Z hält ein Ein attraktives Online-Bewerbungsverfahren eingebunden in eine repräsentative Homepage für selbstverständlich.
- Veröffentlichen Sie Ihre Stellenausschreibungen auch auf Jobportale wie eStellen, indeed, Stepstone oder Monster. Nicht zu vergessen ist ein Auftritt als Arbeitgeber bei LinkedIn oder Xing. Oder machen Sie es wie die Stadt Pforzheim: Die präsentiert sich auf YouTube mit Imagefilmen.
- Emotionen und Verwaltung? Warum nicht? Dann bitte die Stellenanzeigen nicht als rechtskonforme juristische Vorlesung sondern emotionale oder humorvolle Anzeigen (z. B. Imagekampagne „Steuer kann ich auch“ der Oberfinanzdirektion Karlsruhe oder Landkreis Emmendingen). Weitere gute Beispiele: die Instagram-Kanäle von Bundespolizei, Bundeswehr und Zoll. Und auch offline sollten Sie präsentat sein, etwa auf Werbeflächen von Bussen des
- Wie lange brauchen Sie im Durchschnitt bis zur Stellenbesetzung? Die Berliner Landesverwaltung spricht von 3,8 Monaten. Das muss schneller werden. Die heutigen Bewerber haben zu viele Optionen. Da möchte niemand mehr 4 Monate warten.
- Freiräume und selbstorganisiertes Arbeiten sind zukunftsrelevante Eigenschaften einer attraktiven Verwaltungskultur. Bieten Sie den Besuch von neuen Veranstaltungsformaten wie Barcamps, überzeugen Sie mit innovativen Raumkonzepten, erlauben Sie Homeoffice oder bieten Sie spannende Projekte an.
- Ein kluger Schachzug zum Anlocken der Digital Natives besteht in der technischen Ausstattung. Eine Technik-affine Jugend lässt sich nur schwerlich mit dem Charme einer Technologie der 80er Jahre Statten Sie die Arbeitsbereiche mit Laptops, Audioboxen und Webcams aus. So ermöglichen Sie den Mitarbeitern auch die Teilnahme an Webinaren oder Onlinekursen.
- Kurbeln Sie Ihre Weiterbildungsmöglichkeiten. Ermöglichen Sie Ihren Nachwuchskräften das persönliche Wachstum. Dazu gehört auch ein attraktives und sinnerfülltes Führungskräfte-Nachwuchsprogramm auf den Weg zu bringen.
- Onboarding-Konzept neuer Mitarbeitender, das auch wirklich in die Tat umgesetzt wird. Die Erfahrung zeigt, dass hier noch viel Luft in Kommunen nach oben liegt. Personalgewinnung endet nicht mit der Zusage. Der Prozess umfasst ein umfassendes Einarbeitungsprogramm.