Karrieremessen sind in der Nachwuchsgewinnung ein weit verbreitetes und beliebtes Instrument von Arbeitgebern. Der Erfolg hängt aber zunehmend vom richtigen Konzept und einigen organisatorischen Details ab. Eine reine Informationsveranstaltung war gestern. Mit praktischen Aufgaben und cleverer Kommunikation heben Sie sich von der Masse ab.
Auf der Beliebtheitsskala bei Arbeitgebern stehen Karriere- und Ausbildungsmessen immer sehr weit oben. Die Gründe? Der Aufwand ist zeitlich, personell und finanziell klar umrissen und oft überschaubar. Im Gegensatz dazu verlieren Messen in Trends und Umfragen bei der jungen Zielgruppe immer stärker an Bedeutung. Hat die Messe als Instrument für das Gewinnen des begehrten Nachwuchses ausgedient? Nein! Denn erstens steigt sowohl bei Bewerbenden als auch Personalverantwortlichen die Lust am persönlichen Austausch nach dem (vorläufigen) Ende der Corona-Maßnahmen; und zweitens kommt es auf das Veranstaltungskonzept und jeden einzelnen Messeaussteller an.
Denken Sie bei der Planung von Ausbildungsmessen an diese 6 Dinge.
1. Etablierte Karriere- und Ausbildungsmessen gezielt nutzen
Bevor Sie sich an die Planung setzen, ist es hilfreich zu wissen, in welchem Radius Sie nach Ihren Zielgruppen suchen und welche Messen in der Region bereits etabliert sind. Informieren Sie sich im Zweifel beim Veranstalter oder tauschen Sie sich mit anderen Arbeitgebern aus, die in den Jahren zuvor Aussteller waren und über die jüngsten Entwicklungen der jeweiligen Veranstaltungen berichten können.
Speziell bei der Zielgruppe Schüler:innen bietet es sich an, nach Schulen zu recherchieren, die in Ihrem Umfeld schuleigene Ausbildungsmessen organisieren. Neben der Berufsorientierung dienen sie oft als Werbemaßnahme für kommende Schülergenerationen sowie deren Eltern. Die Teilnehmerzahlen sind zwar oft geringer, aber dafür bemühen sich die Schulen neben einem reibungslosen Ablauf um eine gute Vorbereitung der Schülerinnen und Schüler auf Messen.
Tipp
2. Praktische Mitmach-Aufgaben
Praktischen Aufgaben liegen absolut im Trend und erleichtern den Einstieg in die Gespräche mit der heutigen Jugend. Sie wollen sich nicht nur informieren, was in aller Regel nach zwei Tagen ohnehin wieder vergessen ist. Vielmehr geht es um das Erleben, Ausprobieren und Entdecken. Stellen Sie Messeteilnehmenden beispielsweise kleinen Denkaufgaben aus verschiedenen Arbeitsbereichen innerhalb der Verwaltung und schaffen Sie kleine Glücksmomente mit “Aha”-Effekt, die im Gedächtnis bleiben.
Es müssen auch nicht immer große Veranstaltungen mit viel “Drumherum” in Form von großen Messeständen, Werbebannern und unzähligen Rollups sein. Ein gutes Beispiel sind so genannte “Berufsparcours”. Auf einer größeren Fläche werden circa 12 bis 14 Tischinseln aufgebaut, die jeweils von Auszubildenden, Studierenden und Ausbildern der teilnehmenden Arbeitgeber betreut werden. An den einzelnen Stationen können sich sechs bis acht Schülerinnen und Schüler in einer vorgegebenen Zeit und nach einem Rotationsprinzip an konkreten Aufgaben versuchen. Das praktische Arbeiten und das Feedback stehen dabei mehr im Vordergrund als die sichtbare Werbung.
Tipp: Staatsanzeiger Karrieremesse nutzen
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3. Wochentag vs. Wochenende
Wägen Sie die Teilnahme an Karrieremessen ab und betrachten Sie die Vor- und Nachteile von Veranstaltungen an Wochentagen oder Wochenenden. Arbeiten Sie eng mit Schulen zusammen, können Messen einerseits zu Unterrichtszeiten sinnvoll erscheinen. Die Teilnahme vieler Schüler:innen ist weitestgehend garantiert. Ob sie dafür motiviert sind, ist eine andere Frage und lässt sich pauschal nicht beantworten.
Andererseits ist die Motivation und der eigene Antrieb an Wochenenden in der Regel oft höher, selbst wenn die Resonanz geringer sein sollte. Die Nachteile liegen insbesondere in wenig beeinflussbaren Faktoren wie dem Wetter oder der Verfügbarkeit von eigenem Personal an Wochenenden.
4. Spielerische Akzente und giveaways mit Sinn
Je nach Budget können Sie für zusätzliche Anreize sorgen, die den Verbleib am eigenen Messestand verlängern oder mit denen Sie sich von der Masse abheben. Arbeitgeber entdecken zunehmend die Vorzüge von Gamification bei der Nachwuchsgewinnung. Beispielsweise eignet sich ein digitales Quiz mit Fragen rund um Karrieremöglichkeiten, Benefits und Arbeitskultur. Teilnehmende können dabei ihre E-Mail-Adressen hinterlegen und erleichtern die spätere Kontaktaufnahme. Andere setzen auf Klassiker wie Tischkicker oder integrieren neue technologische Möglichkeiten wie Augmented Reality (Erweiterte Realität).
Geben Sie Messebesucher:innen nach einem guten Gespräch keine üblichen giveaways. Sparen Sie das Geld! Lassen Sie ihre Gesprächspartner:innen vielmehr in Form einer Spende wählen, wozu das eingesparte Geld genutzt werden kann, z. B. zu karitativen Zwecken, Bildungsprogrammen oder Umweltprojekten. Und sei es nur als symbolischer Wert in Höhe von 50 Cent oder 1 Euro pro Gespräch. Sie werden sehen, dass es sehr gut ankommt!
5. Zielgruppengerechter Messeauftritt
Wie wäre es mit Rollups oder ganzen Messeständen im Emojis-Style? Macht Sinn, wenn es zum Arbeitgeber passt und spricht die Kommunikationskultur von Jugendlichen und jungen Erwachsenen an.
Daher sollten Sie immer die Bildsprache an Ihrem Messestand im Blick haben, da sie den Messebesucher:innen auf der Suche nach Orientierung als erstes ins Auge springt.
Das i-Tüpfelchen wäre, wenn Ihre Mitarbeitenden und Nachwuchskräfte auf Messewänden oder Rollups zu sehen sind und gleichzeitig die Gesichter und Ansprechpersonen auf der Messe sind. Klingt schwierig? Muss es aber nicht sein. Gerade Rollups lassen sich schnell und kostengünstig austauschen.
Verzichten Sie zudem auf inspirierende Slogans oder austauschbare und inhaltsleere Phrasen. Konzentrieren Sie sich lieber darauf, was Sie als Arbeitgeber ausmacht und wen Sie wirklich suchen. Fragen Sie dazu Ihre jüngeren und älteren Mitarbeitenden und transportieren Sie entsprechende Botschaften über analoge Werbemöglichkeiten wie Banner oder Flyer am Messestand. Platzieren Sie auch QR-Codes zu Ihrer Karriereseite gut sichtbar, dass er von Messebesucher:innen gefunden und gescannt werden kann. Zu häufig zeigt sich in der Praxis, dass sie schlecht positioniert sind und das erhoffte Potenzial kaum entfalten können.
6. Ansprechpartner oder Ansprechpartnerin?
Sofern möglich ist es immer klug, den eigenen Messestand mit Studierenden oder Azubis jeden Geschlechts zu besetzen. Das hat mehrere Gründe: Erstens, haben sie einen besseren Zugang zu Ihren Zielgruppen, da sie selbst noch in einem ähnlichen Alter sind und der Austausch auf Augenhöhe und mit derselben (Jugend-)Sprache stattfindet.
Zweitens, verhalten sich Jugendliche in der Pubertät häufig anders und würden sich beim Erstkontakt am Messestand mehrheitlich den Ansprechpartner:innen des eigenen Geschlechts anvertrauen wollen. Für viele Jugendliche stellt die proaktive Ansprache des anderen Geschlechts eher eine größere Hürde dar und wird unter Umständen gemieden. Um diese Situation aufzulösen hilft es, wenn Ihre Mitarbeitenden den ersten Schritt auf die Jugendlichen zugehen und sie ansprechen.
Drittens fungieren Ihre Mitarbeitenden inklusive Studierende und Auszubildende als “Role Models” (Vorbilder), wenn sie in eher geschlechtsuntypischen Berufen und Bereichen arbeiten bzw. ausgebildet werden.
Fazit
Karrieremessen müssen nicht öde und langweilig sein. Um den Nachwuchs wirklich zu begeistern und “Aha”-Erlebnisse zu bieten, ist ein stimmiges Konzept mit überzeugenden Gesprächen, eine Kombination aus praktischem Ausprobieren und Entertainment der Schlüssel zum Erfolg. Für den Erfolg einer Karrieremesse sind hauptsächlich Sie verantwortlich. Nutzen Sie daher den Eventtag bestmöglich und bereiten Sie sich darauf vor. Es genügt einfach nicht mehr, nur am Stand zu stehen und nett zu lächeln. Sorgen Sie für bleibende Erinnerungen.