Schulkooperationen im Ausbildungsmarketing – eine Anleitung in vier Schritten
Schulkooperationen sind „Klassiker“ im Ausbildungsmarketing und ein wichtiger Baustein in der Berufsorientierung. Altbacken? Vielleicht. So hip und trendy wie TikTok, Youtube & Co? Wahrscheinlich nicht. Aber sie können ein effektives Instrument gegen den Nachwuchsmangel sein.
Die Vorteile liegen auf der Hand:
- Mit einer klugen Strategie decken Sie mittelfristig 50 bis zu 70 Prozent des Bedarfs an Nachwuchsfachkräften ab.
und
- Eine kontinuierliche Durchführung von Projekten und Maßnahmen führt in der Regel zur Senkung Ihrer (Marketing-)Kosten.
Die gelebte Praxis sieht jedoch oft anders aus. Ein Großteil der Arbeitgeber definieren schulische Partnerschaften ganz anders und verkennen das wahre Potenzial. Sie beschränken sich häufig nur auf die gelegentliche Teilnahme an Berufs- und Ausbildungsmessen oder dem Bereitstellen von Praktika. Mit einer gelebten und zielführenden Partnerschaft hat das allerdings wenig zu tun.
Um eine Schulkooperation erfolgreich zu initiieren, gehen Sie in folgenden vier Schritten vor:
1. Wählen Sie potenzielle Partnerschulen bewusst aus
Nehmen Sie sich bei der Suche nach Kooperationspartnern die notwendige Zeit! Im Gegensatz zum ländlichen Raum haben Sie vor allem in größeren Städten und Ballungsgebieten eine größere Auswahlmöglichkeit an Schulen. Konzentrieren Sie sich zunächst auf folgende Such- und Auswahlkriterien:
- Gewünschter Radius im Umkreis Ihres Standortes
- Favorisierte Schulformen (je nach eigenen Ausbildungs- und Studienangeboten)
- Zertifizierte Schulen (z. B. mit Berufswahl-SIEGEL; MINT-freundliche Schulen, MINT- EC, ausgezeichnete „Smart-Schools“)
- Erläuterungen zur Berufsorientierung auf der Schulwebsite
2. Auf die richtige Ansprache kommt es an
Sprechen Sie Schulleitungen oder verantwortlichen Lehrkräfte am besten telefonisch an und vereinbaren Sie einen Gesprächstermin. E-Mails können im hektischen Schulalltag sehr schnell untergehen und genügen nicht. Angesichts der Lage auf dem Ausbildungsmarkt, der einem Bewerbermarkt gleicht, wird es nach der Pandemiezeit einen Ansturm auf die Schulen geben. Seien Sie nicht überrascht, wenn einige Schulen keinen Bedarf an zusätzlichen Kooperationspartnern haben oder Sie schlichtweg nicht immer mit „offenen Armen“ empfangen werden.
Alternativ bieten sich Veranstaltungen und Netzwerktreffen zur Berufsorientierung an, bei denen Sie Kontakte zu Schulen knüpfen können. Beispielsweise gibt es bundesweit überall die regionalen Netzwerke SCHULEWIRTSCHAFT, in denen viele Lehrkräfte mitwirken.
Eine wertschätzende Kommunikation ist oft der Schlüssel zum Erfolg.
3. Halten Sie Kooperationsvereinbarungen schriftlich fest
Betrachten Sie eine Schulpartnerschaft nicht als 100-Meter-Sprint, sondern als Marathon.
Um Frustration oder falsche Erwartungen zu vermeiden, ist ein Abgleich gegenseitiger Ziele und Vorstellungen absolut notwendig.
Lassen Sie sich das Konzept zur Berufsorientierung der Schule erklären. Achten Sie insbesondere darauf, welchen Stellenwert die Berufsorientierung bei Schulleitung und Lehrkräften einnimmt. Spielt diese keine nennenswerte Rolle, sollten Sie im Zweifel die Finger von einer Zusammenarbeit lassen.
Decken sich schulische Bedarfe und Vorstellungen mit Ihren Ideen und Möglichkeiten, steht einer Zusammenarbeit grundsätzlich nichts mehr im Wege! Halten Sie die Kooperation aber unbedingt schriftlich fest.
Eine Kooperation sollte folgende Punkte umfassen:
- Zeitraum der Kooperation
- Verantwortliche Personen auf beiden Seiten inklusive Kontaktdaten
- Eine Beschreibung und Zielsetzung geplanter Maßnahmen und Projekte
- Grober Zeitplan für die operative Umsetzung
- Terminfestlegung zur Evaluation der Zusammenarbeit
Hinweis: In der Regel nimmt der Arbeitsaufwand ab dem dritten Jahr stetig ab, da sich Routinen in der Kommunikation und in den Abläufen entwickeln.
4. Angebote für unterschiedliche Zielgruppen
Wie wäre es mit individuellen und gruppenspezifischen Maßnahmen und Projekten für verschiedene Klassenstufen? Über einen längeren Zeitraum können Sie so die Entwicklung von Jugendlichen beobachten und verborgene Fähigkeiten frühzeitig erkennen und fördern.
Für den Öffentlichen Dienst eignen sich beispielsweise:
- Praktika
- Bewerbungstrainings
- Schulpräsentationen
- Formen der Unterrichtsgestaltung (z. B. “Wie schreibt man eine Pressemitteilung” im Deutschunterricht)
- Impulsvorträge, z. B. zum Thema “Digitale Verwaltung”
- die Betreuung von Gymnasiasten beim Erstellen von besonderen Lernleistungen
- kleine Projekte im Rahmen von Ganztagsangeboten (z. B. Programmieren)
- die Begleitung der Arbeitsgemeinschaft “Schülerzeitung” oder Unterstützung der Öffentlichkeitsarbeit der Schule
Wollen Sie die Jugend besser verstehen, ist auch “reverse Mentoring” eine neue und interessante Option. Dabei sind Jugendliche Ihre Mentoren und zeigen, wie die Jugend tickt, was sie beschäftigt und beantwortet all Ihre Fragen. Eine gewisse Offenheit gehört dazu.
Schulkooperationen müssen nicht nur auf Schüler ausgerichtet sein. Denken Sie auch an Lehrkräfte und Eltern. Sie beeinflussen den Berufsorientierungsprozess maßgeblich mit. Gewinnen Sie die Zielgruppen beispielsweise über virtuelle Elternabende, Ausbildungsmessen oder Praktika für Lehrkräfte oder Lehrkräfte-Fachkonferenzen in Ihren Räumlichkeiten.
Fazit
Gibt es etwas Besseres als gelebte Schulkooperationen im Ausbildungsmarketing? Klug und praxisnah umgesetzt erleben Jugendliche die meisten “Aha”-Effekte im Berufsorientierungsprozess. Lernen Sie als Arbeitgeber die Jugend von heute über verschiedene Angebote besser kennen und stärken Sie die Bindung. Es gibt fast nichts Besseres!