Auf Quereinsteiger setzen: Frischer Blick und fachübergreifende Kompetenzen
Die öffentliche Hand braucht dringend neue Arbeitskräfte. Eine Möglichkeit sind sicherlich Studenten Verwaltungshochschulen oder der Verwaltungs-Universitäten sowie Schüler der Abschlussklassen. Haben Sie aber auch schon einmal daran gedacht, Berufswechsler oder Quereinsteiger einzustellen?
Ein Rechtsanwalt kann zum Beispiel auch als Jurist in der Kommunalverwaltung arbeiten, eine studierte Bauingenieurin wäre eine Bereicherung für das Baureferat. Eine gelernte Marketingkauffrau könnte auch in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit einer Verwaltung tätig sein.
Die klassischen Quereinsteiger mögen keine Erfahrung im Bereich von Verwaltungsprozessen der öffentlichen Hand haben, aber die fachlichen Qualifikationen bieten sie durchaus. Und auch völlig Fachfremde können als neue Kolleginnen und Kollegen im öffentlichen Dienst die fehlenden Kenntnisse durch andere Eigenschaften und Fähigkeiten ausgleichen.
Neue Impulse durch Fachfremde
So setzt zum Beispiel die Stadt Mannheim auf das breit gefächerte Wissen von Quereinsteigern. Die Verwaltung schreibt Stellen in der Schulkindbetreuung sowohl für ausgebildete Erzieher als auch für Fachfremde aus. Letztere brächten „Erfahrungen und Kompetenzen aus den verschiedensten Berufsfeldern mit und in die Arbeit der bestehenden Teams ein“, so Beate Klehr-Merkl, Pressereferentin der Stadt. Sie bereicherten das pädagogische Angebot zum Beispiel mit ihren Kompetenzen aus den Bereichen Musik, Kunst, Kultur, Sport und Tanz. So wachse die Angebotsvielfalt und Qualität der pädagogischen Arbeit und diese erfahre neue Impulse.
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Anderer Arbeitgeber sorgt ebenfalls für einen anderen Blickwinkel
Doch auch Quereinsteiger mit dem geforderten fachlichem Hintergrundwissen können neue Sichtweisen einbringen. Nehmen wir noch einmal das Beispiel des Rechtsanwalts heran, der von einer Kanzlei in die Kommunalverwaltung wechselt. Durch seine Berufserfahrung und den Umgang mit Herausforderungen bringt er frischen Wind. So hat man in der Kanzlei vielleicht einen Weg gefunden, wie man schnell und effizient Fälle abarbeitet. Mit diesem Wissen könnten auch die juristischen Vorgänge in der Kommunalverwaltung optimiert werden.
Oder nehmen wir die Bauingenieurin. Sie kennt mit Sicherheit verschiedene Software und Tools, um die Arbeit zu erleichtern und Prozesse zu unterstützen. Auch diese könnten an der einen oder anderen Stelle im Baureferat eingesetzt werden.
Ähnlich verhält es sich nach Angaben von Stephan Schorn, Sprecher des Sparkassenverbands Baden-Württemberg, auch bei den Sparkassen. Die Erfahrung zeigt: „Bei manchen Positionen macht es einfach Sinn, dass sie nicht nur von Personen besetzt werden, die eine klassische Sparkassenausbildung haben“, so Schorn. Quereinsteiger brächten durch ihre Ausbildung bei einem anderen Arbeitgeber eine neue Sicht auf die Bank mit. Teilweise hätten sie die Sparkassen auch schon aus Kundensicht erlebt.
Quereinsteiger können neben ihren überfachlichen Kompetenzen und ihrem Fachwissen auch eine ausgeprägte Persönlichkeit, vielschichtige Erfahrungen und hohe Motivation mitbringen. Für Arbeitgeber des öffentlichen Dienstes kann sich das durch mehr Innovation und Produktivität auszahlen. Außerdem können Behörden ihre Belegschaft vielfältiger aufstellen und nötige Veränderungen, zum Beispiel bei der Arbeitskultur, angehen.
Pensionslücken stopfen
Viele öffentliche Arbeitgeber sind ohnehin auf Quereinsteiger angewiesen. Beispielsweise arbeiten in Landratsämtern Chemiker, Mediziner und Ingenieure, die nicht speziell für den öffentlichen Dienst ausgebildet wurden, dort aber mit ihrer fachspezifischen Ausbildung gebraucht werden. Zudem steht auch dem öffentlichen Dienst eine Pensionierungswelle bevor. Denn die Generation der Babyboomer (Jahrgänge 1950 bis 1969) geht in den nächsten Jahren in Ruhestand. Von den Beschäftigten des Bundes etwa werden in den kommenden zehn Jahren 22 Prozent pensioniert. In den nächsten 20 Jahren ist es sogar mehr als die Hälfte der Beschäftigten (57 Prozent). Neben neu ausgebildeten Verwaltungsspezialisten kann diese Lücke auch mit Quereinsteigern gefüllt werden.
Mehr Informationen zum Thema Quereinsteiger stellt die Bundesregierung zur Verfügung.