
Digitale Hilfe und soziale Teilhabe: Wie Baden-Baden mit „Hilver“ neue Wege geht
In einer alternden Gesellschaft wird soziale Teilhabe immer wichtiger. Die Stadt Baden-Baden hat mit dem Projekt Hilver eine digitale Plattform geschaffen, die Ehrenamtliche und ältere Menschen unkompliziert miteinander verbindet. Für dieses Engagement wurde die Stadt mit dem 3. Platz beim Staatsanzeiger Award in der Kategorie „Kommune für alle“ ausgezeichnet.
Ein digitales Helfernetzwerk gegen Einsamkeit
Das Ziel von Hilver ist es, älteren und pflegebedürftigen Menschen durch niederschwellige Alltagshilfen zu mehr Selbstständigkeit und sozialer Teilhabe zu verhelfen. Das Besondere: Die Vermittlung erfolgt digital über eine Plattform, ist aber auch per Telefon möglich – barrierefrei und unkompliziert.
Das Projekt entstand aus der Kommunalen Pflegekonferenz der Stadt Baden-Baden und wurde 2023 mit Unterstützung der Rita-Peter-Stiftung ins Leben gerufen. Seitdem hat sich Hilver als fester Bestandteil der kommunalen Unterstützungsstrukturen etabliert.
Angebote: Alltagsunterstützung in vielen Bereichen
Die Plattform Hilver vermittelt ehrenamtliche Helfer:innen für verschiedene Bereiche des Alltags. Dazu gehören unter anderem:
- Einkaufshilfen
- Begleitdienste und Fahrten
- Technische Hilfe (wie Smartphones einrichten)
- Hilfe in Haus und Garten
- Freizeitangebote wie Spaziergänge oder Vorlesen
Besonders wichtig: Die Nutzung von Hilver ist für hilfesuchende Personen kostenlos. Wer kein Smartphone besitzt, kann die Vermittlung auch per Telefon über die Stadtverwaltung in Anspruch nehmen.
Reichweite und Wirkung: Ehrenamt schafft Verbundenheit
Bereits im ersten Jahr haben sich 120 Ehrenamtliche registriert und über 150 Senior:innen unterstützt. Mehr als 200 Hilfeleistungen kamen zustande. Eine Besonderheit ist die hohe Zahl von Mehrfachkontakten, die aus einmaligen Hilfen dauerhafte Verbindungen entstehen ließen.
Wie sehr das Projekt das Leben der Beteiligten bereichert, zeigen diese Beispiele:
- Ein Helfer fährt seit Monaten wöchentlich eine Seniorin zum Markt – eine Routine, die beiden zur liebgewonnenen Tradition wurde.
- Aus einem Vorleseangebot entwickelte sich eine regelmäßige Freundschaft zwischen einer Ehrenamtlichen und einer Bewohnerin des Pflegeheims.
Finanzierung: Gemeinschaftlich getragen
Das Gesamtbudget für das Projekt beträgt jährlich etwa 8.000 Euro, die bislang durch eine Mischung aus Stiftungs- und Stadtmitteln finanziert wurden. Eine Starthilfe erfolgte durch die Rita-Peter-Stiftung. Die Betriebskosten übernimmt die Stadt Baden-Baden. Dazu kommen Kooperationen mit lokalen Einrichtungen wie der Bürgerstiftung Baden-Baden.
Der größte Mehrwert entsteht jedoch durch das ehrenamtliche Engagement, das viele Unterstützungsleistungen überhaupt erst ermöglicht.
Kommunikation: Vielfältige Kanäle für breite Teilhabe
Zum Projektstart setzte Baden-Baden auf eine breite Kommunikationsoffensive:
- Infoabende in Pflegeeinrichtungen und Seniorentreffs,
- Beiträge in den lokalen Medien (Baden-Baden aktuell, SWR),
- Social-Media-Posts der Stadtverwaltung und
- Flyeraktionen in Arztpraxen und Apotheken
halfen, das Projekt stadtweit bekannt zu machen.
Die Integration in bestehende Events wie die Kommunale Pflegekonferenz oder das Projekt „Radeln ohne Alter“ trug zusätzlich zur Sichtbarkeit bei.
Warum Hilver beim Staatsanzeiger Award überzeugte
Die Jury lobte vor allem die niederschwellige digitale Umsetzung und die Kombination aus technischer Innovation und sozialem Engagement. Mit Hilver hat Baden-Baden gezeigt, wie moderne Technologie und Ehrenamt Hand in Hand gehen können, um Menschen im Alter neue Wege zur Teilhabe zu eröffnen.