
Mit der Web-App „It’s an Art Match“ bringt die Kunsthalle Bremen das Prinzip des Online-Datings ins Museum. Jasmin Mickein erklärt, wie das spielerische Format Kunst für alle zugänglicher macht und neue Perspektiven eröffnet.
„It’s an Art Match“ klingt sehr unkonventionell für ein Museum. Was darf man sich darunter vorstellen?
„It’s an Art Match“ spielt auf das Prinzip von Online-Dating-Plattformen und den bekannten Tinder-Slogan „It’s a Match“ an. Die Web-App ermöglicht Besucherinnen und Besuchern einen individuellen Rundgang durch die Ausstellung. Zu Beginn erstellen die Nutzer*innen ein Persönlichkeitsprofil, fern von klassischen Kunstkategorien. Dabei werden Vorlieben abgefragt, die sich beispielsweise auf Emotionen oder alltägliche Interessen beziehen. Daraufhin werden 15 Art-Matches vorgeschlagen. Die Werke werden ähnlich wie bei einem Online-Dating-Profil mit einem Profilbild, einem Vornamen, Alter und einem Kurztext vorgestellt. Manche Werke warten in der Dauerausstellung auf ihr Date, andere sind unerreichbar – wie im richtigen Leben.
Welche Zielgruppen sprechen Sie mit diesem Projekt an, und wie fördern Sie die Teilhabe?
„It‘s an Art Match“ richtet sich vorrangig an Menschen, die wenig bis keine Kunsterfahrung haben. Die von der Web-App vorgeschlagenen Kunstwerke bilden einen personalisierten Rundgang durch die Dauerausstellung und bieten Erstbesuchenden Orientierung auf den 4.500 Quadratmetern der Dauerausstellung. Auch erfahrene Besuchende können durch die Web-App bisher nicht wahrgenommene Kunstwerke entdecken oder altbekannte mit einem frischen Blick entdecken.
Von welchen Ideen oder Herangehensweisen könnten Behörden oder Bildungseinrichtungen profitieren, um eigene innovative Angebote zu entwickeln?
Das Konzept für „It‘s an Art Match“ basiert auf der erfolgreichen Ausstellung „What is Love? Von Amor bis Tinder“ aus dem Jahr 2018/19, bei der wir uns intensiv mit den Lebenswelten unserer Zielgruppe auseinandergesetzt haben. Die Erweiterung in Form einer Web-App nutzt bekannte Gewohnheiten, die nicht aus dem Museumsbereich stammen, sondern aus dem Alltag. Diese Herangehensweise könnte auch auf andere Bereiche übertragen werden.
TIPP
MEIN PINNWAND-MUSEUM
„Mein Pinnwand-Museum“ und weitere Web-Apps sind unter www.artsurfer.de kostenfrei und ohne Download zugänglich – auch von zu Hause. „It’s an Art Match“ und „Mein Pinnwand-Museum“ wurden entwickelt im Rahmen von „dive in. Programm für digitale Interaktionen“ der Kulturstiftung des Bundes, gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) im Programm NEUSTART KULTUR.
Gab es Schwierigkeiten bei der Umsetzung, und wie haben Sie diese gemeistert?
Ähnlich wie bei unserem Projekt „Mein Pinnwand-Museum“ war es eine Herausforderung, ein theoretisches Konzept in ein konkretes digitales Angebot umzuwandeln. Wichtig war die enge Zusammenarbeit mit den IT-Teams und ausreichend Zeit für die praktische Umsetzung. Zusätzlich waren technische Herausforderungen, wie die Integration von Algorithmen und die Verarbeitung großer Datenmengen, zu bewältigen.
Wie kommt das Projekt bei Ihrem Publikum denn an?
Die Resonanz auf „It‘s an Art Match“ ist äußerst positiv. Die Nutzerinnen und Nutzer betonen häufig, wie anregend und bereichernd der Ansatz ist. Sehr nützlich ist die Feedback-Funktion der Web-App, denn sie hilft uns, das Projekt kontinuierlich zu evaluieren. Besonders erfreulich ist, dass viele Menschen sagen, sie hätten Kunstwerke entdeckt, die sie vorher nicht wahrgenommen hätten. Das zeigt uns, dass wir einen wichtigen Beitrag zur Kunstvermittlung leisten.

Kurzbiografie:
Jasmin Mickein ist Leiterin der Abteilung für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Kunsthalle Bremen. Sie verantwortet unter anderem die klassische Pressearbeit, PR-Kampagnen und die sozialen Kanäle des Museums. Sie hat die Web-App „It’s an Art Match“ entwickelt, die ein spielerisches Besucherleitsystem ist. Das Konzept geht auf ihre vielbeachtete Ausstellung „What is Love? Von Amor bis Tinder“ (2018/19) zurück, die gezielt für ein neues und jüngeres Publikum konzipiert wurde und von BBC Online und den ARD Tagesthemen besprochen wurde.