Wie oft haben Sie zum Beispiel schon diesen Satz gesehen: „Radfahrer absteigen“. Oder haben Sie zum Beispiel auch ein „Bürgerbüro“? Jetzt könnte man provokativ sagen: Super für radelnde Frauen! Radfahrerinnen dürfen offensichtlich weiterradeln. Oder: An welches Büro wenden sich die Bürgerinnen?
Unbewusst begegnen wir tagtäglich einer Sprache, in der die männlichen Formen und Begriffe vorherrschen. In letzter Zeit wird dieses Thema zunehmend wieder heiß diskutiert. Die meisten haben dazu ihre eigene Meinung und Einstellung – und das ist auch in Ordnung. Aber machen Sie sich bewusst, dass Sie eventuell anders auftreten müssen, wenn Sie für eine Institution sprechen oder schreiben. Denn in weiten Bereichen der öffentlichen Hand ist die gendergerechte Formulierung inzwischen Standard.
Gendergerechte Sprache in der Presse- & Öffentlichkeit
Wenn Sie eine Pressemeldung für Ihre Institution verfassen oder einen Flyer für eine Veranstaltung in Ihrer Stadt anlegen, dann gehört es sehr wahrscheinlich zu Ihrer Aufgabe, geschlechtsneutral zu formulieren. Dazu kann man stehen wie man will – aber in Texten der öffentlichen Hand ist es schon länger „State of the Art“, so zu formulieren, dass kein Geschlecht bevorzugt wird.
Verbreitet sind die Wortverbindungen mit Schrägstrich, mit großem Binnen-I oder auch mit Stern: Bürger/innen, MitarbeiterInnen oder Teilnehmer*innen. Ganz klar: Das macht jeden Text sperrig und unelegant. Alle, die ein bisschen Gespür für Text haben, zucken zusammen. Und falls Sie den Text womöglich gar laut sprechen müssen – etwa bei einer Pressekonferenz –, merken Sie schnell, wie unorganisch diese Formulierungen sind.
Die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) hat das „Gendersternchen“ geprüft und im August 2020 eine Stellungnahme veröffentlicht. Darin heißt es, dass sich das Sternchen nicht eignet, um genderneutrale Personenbezeichnungen zu bilden. Abgesehen davon, dass es nicht den Regeln der deutschen Rechtschreibung entspreche, entstünden nämlich auch noch grammatisch falsche Formen – etwa Arzt*in oder Ärzt*in.
Nun ist ja nur Meckern nicht wirklich eine Hilfe und so hat die Gesellschaft gleich Leitlinien zu den Möglichkeiten des Genderings veröffentlicht. Auch von anderer Seite naht Hilfe. Das Projekt „Genderleicht“ des Journalistinnenbundes zeigt, dass es möglich ist, kein einziges Sternchen oder Binnen-I zu verwenden und dennoch gendergerecht zu formulieren. Auf der Webseite www.genderleicht.de erhalten Sie Tipps und Tools, wie Sie geschlechtsneutral formulieren und sprechen.
In diesem Beitrag haben wir die 5 wichtigsten Tipps für Sie zusammengefasst, damit Sie auch diese vermeintliche Hürde des Genderings meistern.
Seien Sie flexibel.
Nennen Sie die Tätigkeit statt des Handelnden
Statt Journalist oder Redakteurin könnte es heißen: Alle, die für eine Zeitung schreiben. Alle, die in Redaktionen arbeiten.
Verwenden Sie Oberbegriffe
Zu vielen geschlechtsgebundenen Wörtern gibt es zusammenfassende (Ober-)Begriffe, etwa Lehrkräfte statt Lehrer, Leitung statt Chefin oder Vorgesetzter. Team statt Mitarbeiter.
Doppelnennung oder Wechsel
Manchmal geht es leider nicht anders, dann nutzen Sie aber unbedingt die Doppelnennung, wie etwa „Teilnehmerinnen und Teilnehmer“. Oder wechseln Sie einfach bei Aufzählungen – Bäckerinnen und Metzger, Tischlerinnen und Installateure – alle Branchen finden beim Handwerkstag viele Anregungen.
Pronomen haben auch ein Geschlecht
„Bei jedem verläuft die Periode etwas anders“ – das ist der heute belachte Klassiker aus der Werbung der 1970er-Jahren. Und der Satz zeigt: Auch die kleinen Wörtchen haben ein Geschlecht. Wenn man wirklich Männer und Frauen meint, nimmt man statt „Jeder“ einfach alle! Aber wenn Sie diese kleinen Wörter im Blick haben – dann sind Sie schon bei den Feinheiten. Und natürlich: Keiner ist geschützt vor Fehlern – hoppla! Ja, auch hier wäre „Niemand“ vielleicht die bessere Lösung gewesen.
Direkte Anrede
Wenn es sich um andere Texte als Pressemeldungen handelt, können Sie auch die direkte Anrede wählen. Statt „Die Besucher werden gebeten, ihren Ausweis vorzuzeigen.“, ist die Formulierung „Bitte zeigen Sie Ihren Ausweis vor.“ nicht nur genderneutral, sondern wendet sich auch viel persönlicher an die Adressaten.
Die wichtigste Regel beim Texten: Ihr Text soll am Ende gut verständlich, einfach erfassbar und leicht lesbar sein. Es ist daher egal, für welchen der grade gezeigten Wege Sie sich entscheiden. Nur eines darf Ihnen nicht passieren: Dass Sie einwandfrei gendergerecht formuliert haben – aber niemand will die eigentliche Botschaft Ihres Textes mehr lesen!