Der Fachkräftemangel, vor allem im Bereich der Technik, hat das Stadtwerk dazu veranlasst, kreativ zu werden. Statt sich wie üblich auf Bewerbungen zu freuen, bewirbt sich das Unternehmen selbst bei potenziellen Mitarbeitenden! Sebastian Dix von der Unternehmenskommunikation erklärt: „Einfach mal was Neues und Pfiffiges ausprobieren.“
Ein Blick auf die unkonventionelle Bewerbungskampagne
Die Unternehmenshomepage wurde für diesen Zweck neu gestaltet und vereinfacht, um mögliche Hürden abzubauen. Das Stadtwerk am See lädt förmlich dazu ein, in die eigene Bewerbungsmappe zu schauen und das Profil des Unternehmens zu erkunden. „Leistung schreiben wir groß. Leistungsgerechte Entlohnung ebenso“, heißt es dort. Der ungewöhnliche Ansatz, sich bei den Bewerbern zu bewerben, spiegelt letztlich die Realität wider, so Olaf Schwarz, der Personalchef des Stadtwerks.
„Der Markt hat sich gedreht“, erklärt Fatou Diakité, Gründerin der Personalberatung HR-Specs, „und deshalb zeigen Bewerbungen bei den Interessenten, dass diese Unternehmen den aktuellen Markt verstanden haben und einfach kreativ auf die Situation reagieren.“
Bewerbungen mit Glaubwürdigkeit, Herz und Wertschätzung
„Wichtig ist jedoch, dass solche Kampagnen mit Glaubwürdigkeit, Herz und Wertschätzung versehen sind“, betont Diakité. Wenn aber der Bewerbungsprozess dahinter auch wieder so aussehe, dass man sich über ein langwieriges Onlineformular selbst bewerben muss, reichten solche Kampagnen nicht aus. Die Expertin hebt hervor, dass Arbeitgeber sich bewusst sein sollten, für welche Werte sie stehen und welche Menschen sie anziehen wollen. Bei Stadtwerk am See war das Ziel, etwas zu tun, was zur Marke passt.
„Wir wollten gerne etwas machen, was unserer Marke entspricht“, sagt Sebastian Dix. Das neue Bewerbungsmodell ist in mehrere Stufen angelegt, wobei neben aufmerksamkeitsgenerierenden Plakaten auch Spaß machende Gimmicks eine Rolle spielen.
Der Blick eines Experten und Optimierungspotenzial
Stefan Döring, Personalmanagement-Experte, lobt grundsätzlich den Ansatz des Stadtwerks. Im Fachkräftemangel sei es notwendig, dass Arbeitgeber sich bewerben. Er betont die Bedeutung der Arbeitgebermarke, die durch gezieltes Personalmarketing die Entscheidung der Kandidaten für eine Organisation unterstützt. Döring findet das schlanke Online-Format der Recruiting-Aktion richtig, sieht jedoch Optimierungsbedarf, insbesondere beim Design und überflüssigen Platitüden.
Fazit: Wenn Bewerber zu Begehrten werden
In einer Zeit, in der der Wettbewerb um Talente intensiver wird, zeigt das Stadtwerk am See, dass auch Arbeitgeber sich ins Zeug legen können, um die besten Köpfe für sich zu gewinnen. Der Ansatz, sich aktiv bei Bewerbern zu bewerben, mag unkonventionell sein, aber er könnte der Schlüssel zu einer erfolgreichen Personalgewinnung sein.