
Wertheim: Wo Jugendbeteiligung Demokratie lebendig macht
Jugendliche wollen mitreden, wenn es um die Zukunft ihrer Stadt geht – und Wertheim zeigt, wie das gelingen kann. Mit dem „8er-Rat“ und dem Dialogformat „Jugend trifft Politik“ hat die Stadt gleich zwei Beteiligungsplattformen geschaffen, die jungen Menschen eine starke Stimme geben. Für dieses vorbildliche Engagement erhielt Wertheim den 2. Platz in der Kategorie Jugend & Demokratie (Sonderpreis ) beim Staatsanzeiger Award 2024.
Zwei Formate, ein Ziel: Junge Menschen beteiligen
Der 8er-Rat ist das Herzstück der Wertheimer Jugendbeteiligung. Hier bringen Schüler:innen ab der 8. Klasse ihre Ideen in kommunale Entscheidungsprozesse ein. Das Besondere: Die Beteiligung erfolgt ohne Wahlen oder Bewerbungsverfahren, um allen Jugendlichen die Mitwirkung zu ermöglichen.
Das Format ist schulübergreifend angelegt: Jugendliche aus allen weiterführenden Schulen – vom Gymnasium bis zur Werkrealschule – kommen zusammen, um Ideen zu entwickeln und Projekte umzusetzen. 220 Schüler:innen nahmen im Schuljahr 2023/24 teil, davon arbeiteten 180 Jugendliche in 20 Projektgruppen, von denen zehn Projekte aktiv umgesetzt wurden.
Besonders wichtig war den Initiator:innen, dass die Jugendlichen Selbstwirksamkeit erfahren, zur aktiven Beteiligung befähigt werden und Menschen unterschiedlicher Schicht- und Bildungshintergründe einander begegnen. Entsprechend verfolgte Projekt bewusst eine prozess- statt ergebnisorientierte Arbeitsweise.
Höhepunkte aus dem Projektjahr
- Dialogformat „Jugend trifft Politik“: Zehn Jugendliche diskutierten mit fünf Kommunalpolitiker:innen über Themen wie Verkehr und Klimaschutz – ein Austausch, den beide Seiten als bereichernd empfanden.
- Projektgruppen im 8er-Rat: Die Jugendlichen entwickelten in Gruppen eigene Vorhaben, wobei Selbstwirksamkeit und Teamarbeit im Fokus standen. Besonders hervorzuheben ist die Motivation der Teilnehmer**:innen**, ihre Projekte in der Freizeit umzusetzen.
- Abschlussfeier: Hier stellten alle Projektgruppen ihre Ergebnisse vor. Der Oberbürgermeister lobte nicht nur das Engagement der Jugendlichen, sondern würdigte ausdrücklich die Arbeit aller Mitarbeitenden sowie das Engagement der Verwaltung und der Kooperationspartner. Auch die Schulen unterstützten das Projekt tatkräftig.
Kommunikation und Reichweite
Die Projektfortschritte wurden über den Instagram-Account @8errat laufend geteilt. Hier präsentierten die Jugendlichen ihre Ideen in Stories und Highlights. Darüber hinaus berichteten lokale Medien wie die Fränkischen Nachrichten sowie das lokale Fernsehen L-TV über das Projekt.
Finanzierung: Mit wenigen Mitteln viel bewegt
Das Projekt wurde mit einem Budget von rund 12.218 Euro umgesetzt. Die wichtigsten Posten waren:
- 5066 Euro für professionelle Moderation der Dialoge und Workshops
- 3370 Euro für Verpflegung der Jugendlichen
- 2007 Euro für Materialien und Ausstattung
- 1010 Euro für die Beförderung der Schüler:innen
- 764 Euro für den Transport des Materials
Die anfallenden Personalkosten entsprachen 37 % einer Vollzeitstelle eines Sozialpädagogen.
Warum Wertheim die Jury überzeugte
Die Jury lobte die Kombination aus niedrigschwelliger Beteiligung und hoher Prozessqualität. Wertheim zeigt, dass Jugendbeteiligung mehr ist als ein Konzept: Hier wird sie gelebt – gemeinsam mit den jungen Menschen.