
Instagram statt Wahlplakate: Wie fünf Bürgermeister:innen junge Menschen zur Wahl motivierten
Wahlen sind das Fundament der Demokratie – doch gerade junge Menschen gehen oft nicht wählen. Fünf Bürgermeister:innen aus dem Landkreis Göppingen wollten das ändern und starteten eine ungewöhnliche Instagram-Kampagne, um Erstwähler:innen und junge Erwachsene für die Europa- und Kommunalwahlen 2024 zu mobilisieren. Für dieses innovative Engagement wurden sie mit dem 3. Platz des Staatsanzeiger Awards in der Kategorie „Bürgermeister:innenin Mission“ belohnt.
Ein digitales Wahlkampfprojekt ohne Eigennutz
Initiiert wurde die Aktion von Bürgermeister Sascha Krötz aus Schlierbach, der sich mit seinen Amtskolleg:innen Karin Gansloser (Schlat), Jochen Bidlingmaier (Albershausen), Markus Schweizer (Deggingen) und Dennis Eberle (Salach) zusammenschloss. Gemeinsam entwickelten sie eine Kampagne, die ohne externe Agenturen oder Kosten auskam – und vor allem eins sein sollte: nahbar und authentisch.
Die Idee: Kurze, prägnante Instagram-Videos, die junge Menschen erreichen und motivieren, ihr Wahlrecht zu nutzen. Dabei wurde bewusst auf klassische Wahlkampfmethoden verzichtet. Statt langer Reden und Infobroschüren setzten die Bürgermeister:innen auf kurze Clips mit humorvollen, direkten Botschaften. Die Kampagne war parteiunabhängig und zielte darauf ab, die Demokratie und Wahlbeteiligung zu stärken – nicht das eigene Profil.
Reichweite und Wirkung: Tausende junge Menschen erreicht
Jede:r Bürgermeister:in produzierte eigene Videos nach einem gemeinsam abgestimmten Redaktionsplan. Die Videos veröffentlichten sie zwischen Mai und Juni 2024 auf Instagram, das letzte ging am 8. Juni online, dem Tag vor den Europa- und Kommunalwahlen.
Die Absprachen für die Beiträge nahmen die beteiligten Bürgermeister:innen ganz unkompliziert direkt untereinander vor: per WhatsApp, Instagram und E-Mail. Gegenseitige Verlinkungen und Co-Autoren-Posts stärkten die Reichweite zusätzlich.
Die Zahlen sprechen für sich:
- Bis zu 9.541 Menschen wurden mit einem einzelnen Video erreicht.
- Bis zu 250 Likes pro Beitrag und zahlreiche Kommentare zeigten, dass die Inhalte ankamen.
Vor allem junge Wähler:innen interagierten mit den Beiträgen – genau die Zielgruppe, die sonst schwer für Kommunalpolitik zu begeistern ist. Damit war das Hauptziel erreicht.
Lowlights und Highlights: Was funktioniert hat – und was nicht
Trotzdem lief nicht alles perfekt. Die lokale Presse griff die Kampagne nicht auf, wodurch möglicherweise eine noch größere Reichweite hätte erzielt werden können. In der Rückschau hätte eine proaktivere Pressearbeit helfen können, die Aktion noch breiter bekannt zu machen.
Doch das positive Feedback überwog: Die Bürgermeister:innen waren überrascht von der hohen Reichweite des ersten Videos und der freundschaftlichen Zusammenarbeit untereinander. Die Aktion hat gezeigt, dass digitale Kommunikation auch in der Kommunalpolitik wirkt – und dass Bürgermeister:innen mit der richtigen Ansprache auch junge Menschen erreichen können.
Die Jury des Staatsanzeiger Awards würdigte die Aktion daher als ein innovatives und mutiges Projekt, das zeigt, wie Bürgermeister:innen gemeinsam und kreativ für die Demokratie eintreten können.
Ohne Budget, aber mit viel Engagement wurde eine moderne und erfolgreiche Kommunikationsstrategie entwickelt, die als Vorbild für andere Kommunen dienen kann. Die Botschaft ist klar: Politik muss da stattfinden, wo die Menschen sind – und für junge Generationen ist das momentan Instagram.