
Influencing in Uniform – Wie Polizei auf Social Media Nachwuchs gewinnt
„Werde Teil unseres Teams!“ – klingt gut, aber wer überzeugt die Generation Z wirklich von der Polizei als Arbeitgeberin? Ein Karriereflyer sicher nicht. Ein ehrlicher Insta-Post von „PK-A Olli“ schon eher.
Die Nachwuchsgewinnung ist für viele Behörden ein harter Brocken – auch für die Polizei.
Während früher Plakate und Infotage genügten, braucht es heute mehr als nur klassische Karriereseiten.
Die Generation Z sucht keine Werbebotschaften, sondern echte Geschichten. Genau hier setzt ein spannender Ansatz an: Corporate Influencing in der Polizei.
Instagram statt Karriereportal
Die Abschlussarbeit eines hessischen Polizeikommissars hat den Einfluss dieser Strategie untersucht. Die Ergebnisse sind eindeutig: Inhalte von Polizei-Influencer:innen erreichen mehr Menschen, erzeugen mehr Reaktionen und führen deutlich öfter zu konkreten Bewerbungen als Beiträge der offiziellen Karriereseiten.
Rund 25 % mehr Abonnierende und über 26 % Bewerbungen, die direkt durch die persönlichen Beiträge ausgelöst wurden – das spricht für sich. Wer also den Nachwuchs erreichen will, kommt an Plattformen wie Instagram nicht vorbei. Und auch nicht am Prinzip „Echtheit statt PR-Sprech“.

Streife gehen – aber bitte mit Story
Was Unternehmen schon länger erfolgreich tun, wird auch im öffentlichen Dienst zunehmend zum Thema: Mitarbeitende teilen auf Social Media ihre ganz persönlichen Einblicke in den Berufsalltag. Bei der Polizei Hessen etwa berichten echte Polizist:innen als „Corporate Influencer“ auf Instagram – nicht aus einem Marketing-Lehrbuch, sondern aus dem Streifenwagen.
Diese Posts wirken. Warum? Weil sie auf Augenhöhe kommunizieren. Authentisch. Persönlich. Und eben nicht glattgebügelt. Die Zielgruppe bekommt einen echten Eindruck vom Job – inklusive möglicher Schattenseiten. Genau das, was junge Bewerber:innen heute erwarten.
Erfolgsfaktor Authentizität
Natürlich funktioniert das nur, wenn gewisse Regeln eingehalten werden. Authentizität, Neutralität und ein ausgewogener Mix aus Alltag, Emotion und Information sind das A und O. Kein Hochglanz, keine Übertreibung – sondern ehrliche Einblicke.
In Baden-Württemberg verfolgte man bereits in 2023 mit der Kampagne „DU VERDIENST EIN WIR“ einen sehr ähnlichen Ansatz: Auf dem Instagram-Kanal @karriere.polizei.bw geben junge Polizist:innen in einer Videoserie authentische Einblicke in ihren Alltag. Statt Werbesprech gibt’s echte Geschichten, Fragen aus der Community – und direkte Einblicke hinter die Kulissen der Ausbildung.
Auch in Berlin wird Influencing mittlerweile gezielt eingesetzt. Polizeikommissar Mario betreibt unter @polizeiberlin.mario einen persönlichen Account, auf dem er seinen Berufsalltag offen und sympathisch dokumentiert – und damit zeigt, wie moderne Nachwuchswerbung auf Social Media funktionieren kann.
Was andere Behörden daraus lernen können
Was bedeutet das für andere Bereiche der öffentlichen Verwaltung? Ganz einfach: Corporate Influencing ist keine Frage der Uniform, sondern der Haltung. Auch Stadtverwaltungen, Landesämter oder Ministerien können von diesem Ansatz profitieren – wenn sie mutig genug sind, Mitarbeitende zu Wort kommen zu lassen. Ohne Drehbuch, aber mit Rückhalt aus der Führungsebene.
Denn wer Vertrauen aufbauen will, muss zuerst selbst welches schenken.