Größere Stromausfälle in Deutschland sind unwahrscheinlich, aber möglich, beispielsweise nach Unfällen oder Unwettern. Wie man sich trotzdem eine Mahlzeit kochen oder gar Strom selbst erzeugen kann, zeigen verschiedene Video-Tutorials auf dem YouTube-Kanal des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK).
Erfolgreiche YouTube-Behörden
Die Bundesbehörde gehört mit 12.000 Abonnent:innen zu den erfolgreichen deutschen Ämtern bei YouTube. Noch größer ist der Bundeswehr-Kanal mit 687.000 Abonnent:innen und den eigens für YouTube produzierten Reality-Serien „Die Rekruten“ und „Mali“. Die Bundeszentrale für politische Bildung (22.100 Abonnent:innen) platziert auf ihrem YouTube-Kanal derzeit Video-Wissen zum Ukraine-Krieg weit oben.
Zu den erfolgreichen „YouTube-Ämtern“ gehören aber nicht nur große Verwaltungen mit viel Budget: Die Jugendförderung Viernheim hat zwar „nur“ 266 Abonnent:innen, erreicht mit ihrem wöchentlichen Talk-Format „insideViernheim“ aber passgenau ihre Zielgruppe. Während der Corona-Krise entdeckten Städte und Landkreise (etwa der Landkreis Heinsberg in NRW oder die sächsische Stadt Augustusburg mit Bürgermeister Dirk Neubauer) die Plattform und posteten (manchmal täglich) ohne große Produktionskosten.
Behörden und YouTube: Beziehungsstatus „kompliziert“
Die meisten deutschen Behörden-YouTube-Kanäle wirken jedoch „ausgestorben“. Manche sind offenkundig nur „Videoablageplatz“ für die Website. Warum viele Verwaltungen YouTube als „echten“ Social-Media-Kanal bislang verschmäht haben: Sie sind aus Ressourcen-Gründen noch immer zu wenig auf das Format „Video“ eingestellt. Demzufolge fällt es ihnen leichter, bei Facebook einen Linkpost oder bei Instagram einen Bild-Text-Post abzusetzen.
Video ist das neue Social Media
Im Jahr 2022 setzen aber auch die Social Networks Instagram und Facebook verstärkt auf Bewegtbild, von TikTok ganz zu schweigen. Der Digital-Stratege Bendix Hügelmann twitterte kürzlich treffend: „Das Social Web von heute kann nicht mit den Ressourcen von vor 5 Jahren bespielt werden.“ Er liegt richtig: Behörden müssen sich in Sachen Video ohnehin dringend anders aufstellen. Und wenn sie das tun, lohnt es sich, auch YouTube noch mal neu ins Blickfeld zu nehmen.
Vorteile von YouTube für Behörden
Geht man nach den reinen Nutzerzahlen, eignet sich YouTube für Behörden noch mehr als Facebook oder Instagram, um die Bürgerinnen und Bürger zu erreichen: 49 Millionen Menschen in Deutschland nutzen es monatlich.
Die zu Google gehörende Plattform ist gleichzeitig Video-Portal, Suchmaschine und Social-Media-Netzwerk. Ein echter Pluspunkt ist ihre Niedrigschwelligkeit. Das heißt: Niemand muss sich ein eigenes Profil erstellen oder selbst auf YouTube aktiv sein, um sich Videos anzusehen. Lediglich, wer kommentieren oder selbst Videos hochladen möchte, muss sich (über einen Google-Account) anmelden. Auch die Suchmaschinen-Funktion dürfte vielen Behörden zugute kommen, die wie das BBK hilfreiche Tutorials posten: Gibt jemand „Stromausfall“ ein, dürfte er oder sie schnell auf die hilfreichen Videos der Behörde stoßen – auch, wenn die Person das Bundesamt bislang gar nicht kannte.
Das neue Format „YouTube Shorts“
Hat YouTube nun auch eine eigene Mode-Linie? Nein – aber seit etwa einem Jahr ein Video-Format, das stark an TikTok und Instagram Reels erinnert. „YouTube Shorts“ sind 15 bis höchstens 60 Sekunden lange Videos im Hochformat. Sie lassen sich mit dem Smartphone aufnehmen, in der YouTube-App bearbeiten (also etwa mit Musik, Text und Filtern unterlegen) und direkt hochladen. Social-Media-Teams aus Behörden, die sich bereits an Reels gewöhnt haben, können hier ihre Kenntnisse und auch Synergien nutzen – und möglicherweise YouTube ganz neu entdecken.
„Shorts“ werden bei YouTube bereits an vielen Stellen prominent angezeigt und haben einen eigenen Feed. Aufgrund des allgemeinen „Vertical Short Video“-Trends ist davon auszugehen, dass das neue Format zunehmend an Bedeutung gewinnen wird.
Sechs YouTube-Tipps für Behörden
Für Behörden, die ihren YouTube-Kanal aus dem „Winterschlaf“ holen und künftig als echtes soziales Netzwerk nutzen möchten, folgt nun eine Anleitung in sechs Schritten:
- Nutzen Sie Kanalinfo für eine aussagekräftige Beschreibung, zu welchen Themen man auf Ihrem Kanal Videos findet – und warum man Ihrer Behörde folgen sollte. Ein schönes Beispiel finden Sie bei der Bundeszentrale für politische Bildung.
- Stecken Sie viel Leidenschaft in die aussagekräftige Betitelung Ihrer Videos und in den Beschreibungstext. Denken Sie daran, dass YouTube eine Suchmaschine ist und nutzen Sie Begriffe, unter denen Ihre Videos leicht gefunden werden.
- Bilden Sie sinnvolle Kategorien (Playlists).
- Löschen Sie regelmäßig alte Videos, die aus heutiger Sicht keinen Mehrwert mehr für die Nutzer:innen haben – beispielsweise, weil darauf die ehemalige Behördenleitung zu sehen ist oder es sich um eine langatmige Veranstaltungs-Aufzeichnung von vor ein paar Jahren handelt. Falls Sie ein Video nur deshalb noch brauchen, weil es auf Ihrer Website eingebunden ist, stellen Sie es auf „nicht gelistet“: Es wird dann nicht mehr auf Ihrem Kanal angezeigt, Sie können aber weiterhin darauf verlinken.
- Lassen Sie Kommentare zu und beantworten Sie sie genauso gewissenhaft wie auf Facebook und Co.!
- Nutzen Sie das aktuelle Format „YouTube Shorts“ – denn die Bewegtbild-Zukunft auf Social Media ist „vertical short“! „Shorts“ eignen sich – ähnlich wie Reels und TikToks – vor allem für witzige, informative und musikalische Inhalte. Ein schönes Behörden-Beispiel: „Weihnachtsessen in der Truppenküche“ der Bundeswehr.