Wikipedia ist eine der wichtigsten und größten Websites. In Deutschland landet sie derzeit auf Platz 5 der am häufigsten aufgerufenen Websites. Auch Journalist:innen geben längst zu, dass sie für den Einstieg in ein neues Thema gerne auf die Wikipedia zurückgreifen. All das macht die Online-Enzyklopädie für Behörden enorm wichtig. Denn wenn Menschen etwas über eine Behörde oder ein Sachthema erfahren möchten, sollten sie möglichst akkurate und aktuelle Informationen erhalten- auch in der Wikipedia.
Ein Eintrag in der Wikipedia ist für die meisten Organisationen von großem Vorteil. Denn die Wikipedia wird unter Umständen eher angesteuert als der dazugehörige offizielle Web-Auftritt. Ihre Reputation ist mittlerweile so groß, dass sie von den Suchmaschinen häufig auf den obersten Plätzen angezeigt wird. Darum sind viele Unternehmen, aber auch Personen wie Politiker:innen um einen eigenen Eintrag sehr bemüht. Auf der anderen Seite weiß so manches Amt gar nicht, dass es bereits in der Wikipedia vorhanden ist. Diese Einträge bleiben völlig unbeobachtet.
Der Gegensatz passt gut zu dem Spannungsfeld, in dem sich die Wikipedia längst befindet. Denn vom Kerngedanken her handelt es sich um eine Enzyklopädie. PR-Arbeit ist hier eigentlich nicht erwünscht. Erhellend ist in diesem Zusammenhang der Wikipedia-Eintrag darüber, was die Wikipedia nicht ist. Darin findet man unter anderem diesen Satz:
„Wikipedia ist kein allgemeines Personen-, Vereins-, Organisationen- oder Unternehmensverzeichnis.“
Über allen Inhalten schwebt stets die Frage nach der enzyklopädischen Relevanz – ein zentraler Begriff für die Arbeit mit und an der Wikipedia. Die Wikipedianer:innen selbst, so nennt man diejenigen, die aktiv an der Wikipedia mitarbeiten, sind entsprechend kritisch und dulden keine Manipulationsversuche in den Texten. Doch da die Wikipedia ein offenes Projekt ist, an dem jeder mitarbeiten kann, gibt es viel zu tun. So wurde der Eintrag der Außenministerin Annalena Baerbock 2021 über 1.000 Mal überarbeitet. Um viele Formulierungen wurde auf der dazugehörigen Diskussionsseite gestritten, immer wieder musste der Beitrag geschützt, also für die öffentliche Bearbeitung gesperrt werden.
Die Vision: Zugang zum Wissen ermöglichen
Das Prinzip „Wikipedia“ ist ganz einfach: Jede:r, der oder die einen Internetzugang hat, kann an dem weltweiten Lexikon mitschreiben. Und das auch ohne angemeldet zu sein. Im Normalfall schreibt ein:e Autor:in einen Kurzbeitrag zu einem Schlagwort. Der Beitrag wird dann von Wikipedia-Nutzer:innen gemeinschaftlich erweitert, aktualisiert und bei Bedarf korrigiert. Auf diese Art und Weise sollen Informationsschnipsel und Sachverstand aus der ganzen Welt zusammengetragen werden, um eine lückenlose und ständig wachsende Dokumentation unseres Wissens zu erstellen. Der freie Zugang zum Wissen ist die Vision des Projektes. Dabei sollen Staat und Politik nicht unter den Tisch fallen. So gab es unter dem Motto „Wiki loves Parliaments” ein Projekt von 30 aktiven Mitgliedern der Wikipedia-Community. Sie erstellten Artikel und Fotos von 709 Abgeordneten, korrigierten und ergänzten ihre Artikel und boten den Politiker:innen einen offenen Dialog an.
Kontrolle ist gut, Organisation ist besser
Um Fehler in den Beiträgen zu vermeiden, setzt Wikipedia auf die Kontrollmechanismen der weltweiten Community. Und das funktioniert erstaunlich gut. Es gibt genügend Spaßvögel, die Artikel mit falschen Informationen spicken, nur um zu testen, ob die Kontrollen funktionieren. In den letzten Jahren mehren sich aber auch Fälle gezielter Falschinformationen. Meistens dauert es nur wenige Sekunden, bis diese entdeckt und wieder gelöscht werden. Es kommt allerdings darauf an, welche Bedeutung der jeweilige Eintrag hat. Viel diskutierte Themen und Artikel mit hoher Relevanz werden von deutlich mehr Menschen im Auge behalten, sodass es zügiger zu Korrekturen kommt.
Wikipedia für die öffentliche Hand
Viele Gemeinden, Verwaltungen und Ämter haben ihre Wikipedia-Einträge bereits gut in ihre Öffentlichkeitsarbeit integriert. Das bedeutet, dass sie ihren Eintrag regelmäßig auf Aktualität überprüfen und über ein offizielles und verifiziertes Wikipedia-Konto pflegen. Ein verifiziertes Konto ist mittlerweile Pflicht, wenn eine Organisation ihren eigenen Eintrag bearbeiten möchte. Dies schafft Transparenz, denn alle Aktivitäten in der Wikipedia werden dadurch nachvollziehbar. Gerade wenn Sie aus der Pressestelle Einträge editieren, ist es unbedingt ratsam, dies öffentlich zu tun. Dabei sollten sie außerdem folgende Grundsätze beachten:
- Wikipedia ist eine Enzyklopädie.
- Beiträge sind so zu verfassen, dass sie dem Grundsatz des neutralen Standpunkts entsprechen.
- Geltendes Recht – insbesondere das Urheberrecht – ist strikt zu beachten.
- Andere Benutzer sind zu respektieren und die Wikiquette, also die Grundsätze des Umgangs auf der Plattform, ist einzuhalten.
Zwar sieht es die Wikipedia nicht gern, wenn Personen oder Organisationen über sich selbst schreiben, doch es ist nicht verboten, solange der Beitrag den Richtlinien entsprechend neutral verfasst ist.
Ein neuer Eintrag für Ihre Behörde
Wenn Ihre Stadt oder Verwaltung bislang keinen eigenen Eintrag hat, besteht die Möglichkeit, diesen einzurichten. Allerdings kann dies schier unmöglich erscheinen. Hier kommt nämlich die bereits erwähnte enzyklopädische Relevanz ins Spiel. Diese ist der Dreh- und Angelpunkt: Nur neue Artikel, die als „enzyklopädisch relevant“ eingestuft werden, haben eine Chance, aufgenommen zu werden.
Die Relevanz ist bei der Wikipedia sehr genau definiert. Behörden, die einen Wikipedia-Eintrag erstellen möchten, sollten sich vorab die Relevanzkriterien anschauen. Für viele Bereiche gibt es eigene Bedingungen. Behörden und Ämter auf nationaler Ebene beispielsweise sind grundsätzlich relevant. Auch Bibliotheken, Hochschulen und Gerichte haben gute Chancen, ebenso wie alle Städte, Gemeinden, Dörfer und Ortsteile. Bei Personen und touristischen Einrichtungen muss man schon etwas genauer hinschauen, ob die Relevanz gegeben ist.
Wer die Bedingungen erfüllt, kann sich an einen Artikel machen. Für alle anderen lohnt sich der Aufwand vermutlich nicht. Der Eintrag wird die Eingangskontrollen höchstwahrscheinlich nicht erfolgreich passieren, auch wenn die Relevanzkriterien von der Wikipedia selber als „hinreichende, aber nicht notwendige Bedingungen für die enzyklopädische Relevanz“ betrachtet werden.
Neu in der Wikipedia: Nicht abschrecken lassen
Wer sich in der Wikipedia engagieren möchte, sollte sich in Ruhe umschauen. Es gibt nicht nur die Wikiquette, sondern auch jede Menge Begriffe und Ausdrücke, die sich rund um die Enzyklopädie entwickelt haben. Verschiedene Seiten bieten Hilfestellung und Erläuterungen, beispielsweise im Tutorial oder in der Starthilfe für Einsteiger.